„Sicher
mein Schatz, das wirst du! Du hattest ja auch die tollste und beste
Mutter auf der ganzen Welt! Muss also abfärben!“ Dabei streckt
meine Mam mir die Zunge raus.
„Also
eine eingebildete Mutter möchte ich nicht werden!“
Die
restliche Fahrt unterhielten wir uns über meine Zeit, in der ich
noch ein kleines Kind war.
Aber
immer wieder kam mir ein Gedanke: Wird er sich über die Neuigkeit
freuen?
Der
Frühlingsball. Wie sehr ich mich in der letzten Zeit darauf gefreut
habe!
Es
war gerade 18:30 Uhr. Basti würde jeden Moment hier auftauchen. Ich
hatte echt Bammel, was er zu dem Kind sagen wird. Noch einmal stich
ich mit meinen Fingern leicht über den Bauch und spürte ein
mächtiges Kribbeln.
'Ding
Dong!'
Ich
wollte gerade die Treppe runter laufen, als meine Mutter schon mit
einem mächtigen Schwung die Tür aufriss.
„Einen
Moment der Herr, meine Tochter -“
„Mam!
Ich bin schon fertig!“
Das
Lachen von ihm schallte durch meine Ohren, was aber dann plötzlich
verstummte. Mit offenem Mund starrte er mich an. „Äh, ja. Also,
wollen wir los?“, fragte er leicht rötlich im Gesicht und hielt
mir seine Hand hin. Dann ging es schon los...
Die
Feier war schon im volle Gange. Einige Paare standen schon in der
Mitte der Tanzfläche und wippten im Takt hin und her. Die anderen
standen an der Bar, saßen oder bildeten einen Kreis um einen Tisch,
der mit vielen verschiedenen Kerzen gedeckt war.
„Da
drüben sind Jojo und Max! Gehen wir zu ihnen, Basti?“
Er
nickte nur. Aber irgendwas an seinem Gesichtsausdruck verriet mir,
dass er nicht sonderlich begeistert war.
„Jojo,
du siehst echt wunderschön aus!“, rief ich ihr ins Ohr, sodass sie
mich auch verstehen konnte, durch die laute Musik.
„Danke!
Du aber auch! Ich hab dir gesagt, das Kleid steht dir!“ Ich wurde
etwas rot und schielte kurz zu Basti hinüber, der etwas weiter
Abseits mit Max stand. Die beiden standen dicht bei einander und
Basti ballte seine Hände zu Fäusten.
Ich
lief langsam auf die beiden zu: „Basti? Gehen wir tanzen?“
Die
beiden Jungs zeigten sich noch das O.K.-Zeichen und dann zog Basti
mich auf die Tanzfläche. Er drückte mich fest an sich und legte
seine Stirn auf meine.
Die
ganze Zeit hatte er seine Augen geschlossen. Nicht ein einziges Mal
öffnete er sie für einen kleinen Spalt, sondern blieb so stehen.
„Basti
was ist los?“, fragte ich leise zu ihm. Er schüttelte mit dem Kopf
und versuchte zu Grinsen. Immer noch waren seine Augen zu.
„Liebst
du mich?“ Seine Stimme war brüchig.
„Äh,
ja? Natürlich! Was ist los?“ Aber anstatt eine Antwort, berührte
er meine Lippen. Etwas überrascht war ich schon, doch ich erwiderte
den Kuss weiterhin. Als wir uns lösten, gingen seine Lider nach
oben. In ihnen standen Tränen.
„Basti,
sag mir was los ist!“ Meine linke Hand ruhte jetzt auf seiner
Wange.
„Ich
liebe dich! Vergiss das nicht...“ Was war nur los mit ihm?
„Basti,
lass mich mal mit Sam tanzen! Max braucht was von dir!“
Mit
einem ängstlichen Blick, sah er zu Jojo, dann zu mir. Schließlich
bewegte er sich von mir.
Ich
sah im Augenwinkel nur noch, wie Max mit Basti durch eine Tür ging,
dann widmete ich mich mit Jojo wieder der Musik.
Eine
Stunde verging. Erschöpft ließ ich mich auf unsere freien Stühle
fallen. Mein Blick wanderte durch die Halle. Basti war immer noch
nicht zurück. Schon langsam überfuhr mir ein Schauer. Was ist mit
ihm? Wo steckt er?
„Jojo?
I-Ich geh mal kurz Basti suchen. Er ist die ganze Zeit nicht zurück
gekommen.“
„Du
hast Recht. Max ist auch noch nicht da...“
Jetzt
beschloss ich, mich auf die Suche von den beiden zu machen. Aber ich
hätte lieber nicht wagen sollen...
Ich
lief durch die beleuchteten Gang, der hinter der Tür entlang ging,
durch die die beiden Jungs verschwunden waren.
Es
kam mir so vor, als wäre ich eine Spionin, die versuchte, eine
Mission zu erfüllen.
Es
waren nur wenige Türen. Ein immer lauter werdendes Geräusch, konnte
ich mit meinen Ohren wahrnehmen. Ich wusste, ich komme ihnen immer
näher. Mein Herz pochte schneller, als ich jetzt feststellte, dass
es Bastis Stimme war. Aber von wem war die andere? Max? Nein... Die
Stimme kam von einem Mädchen. Moment! Doch, da war auch noch die
Stimme von Max. Ich hörte weiterhin zu. Ich konnte das Geräusch nun
zuordnen. Stöhnen. Mir stiegen jetzt schon die Tränen hoch, denn
ich wusste genau, von wem es ausging. Von ihm!
Meine
Hand fing an zu zittern, als ich leise die Türklinke hinunter
drückte. Eigentlich hatte ich nicht genug Mut dazu, um die Ecke zu
schauen, aber mein Körper zwang mich.
Durch
den kleinen Türschlitz erkannte ich nun, was sich da abspielte.
Max
stand in der Ecke mit seinem Handy und filmte, während... Mein
Freund über dieser einen lag … Nackt. Wie er immer wieder keuchend
in sie drang.
Nein...
Nein... Das darf nicht sein...
Die Tür stand nun weit offen. Auf dem Gesicht von Max bildete sich ein riesiges Grinsen aus: „Ich hab doch gesagt, er wird es machen, Hannes!“
Die Tür stand nun weit offen. Auf dem Gesicht von Max bildete sich ein riesiges Grinsen aus: „Ich hab doch gesagt, er wird es machen, Hannes!“
„Tut
mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss. Aber ich bin nicht
Hannes.“
Das
Handy von Max fiel auf den Boden und starrte mich entsetzt an. Aber
nicht nur er. Auch Basti war schnell aufgesprungen. Ich wollte dem
Mädchen nicht ins Gesicht sehen. Ich wollte nicht einmal wissen, wer
dieses Miststück war.
„Sam,
das kann ich erklären!“, fing Basti an, sich auszureden.
Die
Tränen wollten schon aus meinen Augen schießen. Ich schüttelte mit
zusammengepressten Lippen den Kopf. Wieder kam mir das Kind in den Kopf. Ich wollte es ihm sagen. Aber wie sah es jetzt aus? Wollte
ich es überhaupt ihm noch sagen?
„D-Du...“
Die
Flüssigkeit konnte ich nicht mehr zurückhalten. Ich rannte zurück
zu der Tür, in die ich gekommen war.
In
dem Ballsaal legte der DJ ein schnelleres Lied auf. Jojo stand wieder
an unserem Tisch. Als sie mich entdeckte, lief sie sofort zu mir:
„Was ist los? Warum weinst du?“
„Jojo...
Ich … Tut mir leid ...“ Ich sollte nur noch hier raus. Meine
Beine trugen mich in die Nachtkälte.
Ich
hatte keine Ahnung, wo ich mich gerade befand. Langsam holte ich mein
Handy aus der kleinen Umhängetasche und wählte die Nummer von
meiner Mam. Der Plan, der mir in meinem Kopf schwirrte, ließ mich
nicht mehr in Ruhe.
„Hallo?“,
fragte sie nach dem Abnehmen.
„Mam,
du kannst mich abholen. Die Feier ist vorbei!“ Mir war es egal, wie
verheult sich meine Stimme anhörte.
„Was
ist passiert? Hast du es ihm gesagt?“
„Nein
Mam, habe ich nicht“, ich atmete tief ein, „Er... Er wird es
nicht erfahren. Nie!“
Wieder
eine Pause. Meine Mutter sagte nichts. Ich wollte nur noch eins:
„Mam, ich pack' meine Sachen. Ich will hier nicht mehr bleiben.
Morgen fliege ich nach Frankreich zu Tante Frieda.“