Freitag, 25. Mai 2012

109 - Unser Ein & Alles


Auf einmal legten sich seine warmen Hände an meinen Kiefer. Das nächste was ich spürte, waren sein warmer Atem, der immer wieder in meinen Mund strömte, und seine weichen vollen Lippen, die die Sehnsucht nach meinen endlich wieder stillen konnten.

Das Kribbeln auf meinen Lippen ließ langsam nach. Ich war nicht in der Lage die Augen zu öffnen, geschweige denn in seine zu sehen. Bastis Arme verschränkten sich hinter meinem Rücken und seine Stirn lehnte er an meine. Immer wieder strich sein Atem an meiner Gesichtshaut entlang. Der Drang, ihn wieder zu küssen, breitete sich enorm aus. Also lehnte ich mich zu ihm nach vorne, wodurch sich unsere Lippen leicht berührten.
Basti unterbrach das Küssen mit einem kleinem Hauch: „Darf ich sie sehen?“
Ein kleines Lächeln zierte meine Wangen, dann verschränkte ich meine Finger in seine und liefen schweigend zurück, wo er das erste mal seine Tochter richtig zu Gesicht bekommen konnte.
Inzwischen waren wir in meinem Hotelzimmer angekommen (ich war letztens nur bei meiner Mam zu Besuch). Drinnen brannten die Lichter. Basti drückte immer wieder ein wenig fester meine Hände zusammen. Seine Nervosität stieg jede Sekunde weiter an.
Ein kleines Lachen nahm ich vom Balkon wahr. Das war eindeutig die Stimme von Jojo. „Ja du Kleine, schau mal was wir feines für dich haben!“, sprach meine beste Freundin zu meiner Tochter.
„Wir sind wieder hier“, begrüßte ich sie. Sie hob ihren Kopf. Als sie die zusammen geschränkten Hände sah und dann noch erkannte, dass Basti hinter mir stand, bildete sich auch auf ihren Lippen ein Lächeln.
Allerdings starrte Basti die ganze Zeit auf Mandy.
„Ähm... Ja, ich geh dann mal und lass euch in Ruhe“, vorsichtig übergab sie mir meine und Bastis Tochter. Ein kleines Augenzwinkern, dann verschwand Jojo hinter der Hotelzimmertür.
Einen winzigen Augenblick sah ich ihr noch hinterher, dann berührte sein Oberkörper mein Oberarme. Meine Wangen wurden von seinem Atem gekitzelt. „Darf ich?“
Verwirrt sah ich mich um. „Ja... Natürlich...“ Ich war immer noch durcheinander. Er war hier. Lebendiger denn je. Wie er Mandy hin und her wog, ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen war und wie liebevoll er zu ihr sprach, so, als wäre er von Anfang an bei ihr gewesen. Mein Engel fühlte sich wohl... Sie spürte, dass ihr Vater endlich zu ihr gekommen ist.
Das Kribbeln unter meinen Augenlidern wurde immer stärker. Schnell drehte ich mich um und sah auf das glitzernde Meer. Es waren keine unglücklichen Tränen, das stand fest.
Ein Stuhlrücken fand hinter mir statt. Die wenigen Schritte blieben dann ganz dicht vor mir stehen.
„Sie sieht genauso wunderschön aus wie du“, flüsterte Basti in mein Ohr.
„Hm, aber den Sturkopf hat sie von dir!“, grinste ich. Auch er fing an zu schmunzeln, dann lehnte er sich mit dem Rücken an die Girlande, mit seiner Tochter auf dem Arm. Sein Blick brannte mir unter die Haut, wodurch ich gezwungen war, ihn ebenfalls zu betrachten.
Eine kleine Windbrise zwirbelte meine Haare durcheinander. Bastis Finger fingen sie auf und strichen sie mir hinters Ohr, wo er seine Tat beendete. Mit einem leichten Druck an meinem Kiefer, zog er mein Gesicht näher zu sich, bis seine Lippen dann wieder glücklich auf meine pressten.
„Weißt du, wie ich das vermisst habe?“ Wieder sah mir tief in die Augen. Diese Worte klangen wie Musik in meinen Ohren. „Und ich habe dich vermisst...“, antwortete ich ihm.
Ich trat jetzt näher an Basti heran, sodass uns nur noch Mandy trennte. Ihr strich ich leicht über den Kopf. Ihre Augen waren jetzt geschlossen und ihre Finger waren eingekrümmt.
„Bringen wir sie ins Bett?“ Ein kurzes Nicken von Basti genügte als Antwort.
Um unseren gemeinsamen Schatz nicht zu wecken, schlichen wir uns schon fast auf allen Vieren zu ihrem Bettchen und deckten sie sorgfältig zu. Eine Weile horchte ich ihrer Atmung zu, bis sich zwei Arme mich aus den Gedanken rissen, die sich einen Weg zu meinem Bauch bahnten. Bastis Lippen küssten meinen Nacken, dann meinen Hinterkopf. Es tat gut, wieder seine Liebe spüren zu dürfen.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich dich irgendwann wieder sehen würde“, sein erleichtertes Lachen schallte leise durch den Raum. „Aber jetzt habe ich dich endlich wieder, mit dem schönsten Geschenk, was du mir hättest geben können... Ich liebe dich, Sam.“
„Und ich werde dich nie wieder alleine lassen, das verspreche ich dir.“ Ich drehte mich nun zu meinem Freund um: „Ich liebe dich.“

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Somit war alles wieder wie früher bei ihnen – abgesehen von Mandy natürlich. Was den beiden noch alles passieren wird? Eine sehr gute Frage, die ich euch leider nicht beantworten kann. Aber man weiß ja nie, was die Zukunft alles mit sich bringt, nicht wahr? Na ja, was kann man denn tun, außer alles auf sich zukommen zu lassen?

Hiermit verabschiede ich mich von euch und bedanke mich, dass ihr meine Geschichte immer so treu verfolgt habt! (:

Hier noch einige Angaben:
Seitenaufrufe - 35.500
Kommentare - 649 (minus 15 von mir wahrscheinlich ;D)
Nochmal DANKE für diese großen Zahlen! Ich hätte nie gedacht, dass das mal so viel werden würde. (:

Und noch einen lieben Dank an unseren Basti, der leider ziemlich oft in dieser Geschichte als Arschloch dargestellt wurde. Sorry deswegen! (Ich hoffe, ich hab dich hier nicht bloßgestellt …)
Du machst natürlich weiter dein Ding! Und ich glaube, wir alle hier, sind immer noch sehr stolz auf dich, was du bis jetzt alles erreicht hast!

Zum Schluss danke ich ebenfalls Steffi, Didem & Franci für ihre wundervollen Kommentare, die mich immer wieder motiviert haben! (: Ein dickes Küsschen an euch Drein! (:

Jetzt muss ich leider meine Zeit für die Prüfungsvorbereitungen opfern, aber danach geht es dann mit einer neuen Geschichte weiter, die ihr hoffentlich auch wieder alle verfolgen werdet :) Ihr bekommt natürlich dann Bescheid gesagt :)

Bis dahin: Keep Smiling! :*

Sonntag, 13. Mai 2012

108 - das Wiedersehen


„Ja, das Äußere hat sie glaube ich eher von mir, abgesehen von den Augen. Der Charakter ist eindeutig von ihm, meinte jedenfalls meine Mam!“
„Was? Dann bin ich mal auf einen weiblichen Basti gespannt.“
Lachend kamen wir dann an unseren Plätzen an und konnten uns erst nach wenigen Minuten wieder beruhigen.

Bastis Sicht:

Endlich war es soweit. Ich hatte mich in dem Hotel von Jojo und Sam eingecheckt. Es war jetzt schon 17:38 Uhr. Irgendwo hier in dieser Stadt ist sie...
Ich machte mich schon langsam zum Abendessen fertig, den Aufzug hinunter und in den Speisesaal. Das war eigentlich mein Plan, aber der hinderte mich erst einmal, denn ein kleines Mädchen versuchte vergeblichst einen großen Kinderwagen durch die Tür des Speisesaals zu schieben. Doch die große Stufe davor verschaffte ihr Probleme.
„Kann ich dir helfen?“, fragte ich sie freundlich. Woher ich wusste, dass sie Deutsch konnte? Sie fluchte schon seit ungefähr einer Minute.
Ihre kleinen schmalen Augen schauten auf mich hoch, dann nickte sie mir schüchtern zu.
Ich musste ein bisschen aufpassen, als ich den Wagen auf seine Hinterräder aufstellte, denn das kleine Baby lag schlafend darin und ich wollte es nicht wecken.
Gleich danach bedankte sich das kleine Mädchen. Sie lief schon einige Schritte vor, doch dann drehte sie sich wieder zu mir um: „Willst du mit mir schon einmal anfangen zu essen? Ich hab einen Bärenhunger!“ Sie hielt schon meine Hand und zerrte mich mit sich. Widerwillig ließ ich mich auf den Stuhl gegenüber von ihr fallen. Ich fragte mich ständig, wo ihre Eltern seien, denn ich konnte sie nirgends entdecken.
„Sag mal, wie heißt du?“ Irgendwie musste ich ja ein Gespräch mit ihr anfangen.
„Ich heiße Clara und du?“ Das kleine Mädchen stützte ihre Hände auf die Tischkante und strampelte mit ihren Füßen vor und zurück. Dabei sah sie mir eindringlich in die Augen.
„Ich bin Sebastian, aber du kannst mich Basti nennen.“
Nach wenigen Minuten hatte Clara ihre Pasta bekommen. Es sah irgendwie süß aus, wie sie versuchte mit ihrer Gabel die Nudeln auf zustechen. Doch immer wieder ließ ich meinen Blick durch den Saal schweifen.
„Darf ich auf deinen Schoß?“ Die grünen Glübschaugen durchdrangen mich.
„Ähm, ja, natürlich...“ Kaum hatte ich es ausgesprochen, stand sie schon vor mir und ich hob Clara hoch.
„Du hast die selben Augen wie Mandy“, murmelte sie gedankenverloren.
„Wer ist Mandy?“
Clara zeigte zu dem Wagen, indem das kleine Kind seelenruhig schlief.
„Sie ist die Tochter meiner Großcousine“, fing sie an zu erzählen. Ich hörte ihr gespannt zu – so gut es ging, denn sie konnte verdammt schnell reden. „...Ups, ich hab den Namen von ihr ja noch nicht einmal gesagt. Sie heißt Sam, oder besser gesagt Samatha Layer.“
Mir blieb der Atem weg. Großcousine? Was hat sie gerade gesagt? „W-Was?“ Sie hat eine Tochter?
Allerdings wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ein junger Mann auf uns zugelaufen kam. „Clara, ich hab dich schon überall gesucht! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst draußen auf mich warten?“ Dann bemerkte er mich. „Oh, tut mir leid, wenn die Kleine Ihnen auf die Pelle gerückt ist.“
Blonde Haare, dieses Gesicht. Das kam mir irgendwoher bekannt vor. Ich grübelte eine Weile, doch dann wusste ich es. Es war der Mann auf dem Foto. Der, der neben Sam stand, als sie vor dem Eiffelturm standen. Ihr Freund und wahrscheinlich der Vater von ihrem Kind...


Sams Sicht:

„Ich gehe nie wieder mit dir Shoppen, das kannst du vergessen!“ Mit schweren Füßen kam ich im Hotel an. Ich weiß zwar nicht, wie viele Tüten Jojo mit sich herumschleppte, aber es waren sicher 10 Stück und darin befanden sich noch kleinere!
„Das musste dir eigentlich klar sein. Paris – die perfekte Stadt um kleine Einkäufe zu erledigen. Ich bringe meine Sachen schnell in mein Zimmer. Warte du hier!“ Schon lief Jojo mit schnellen Schritten zum Aufzug und war auch schon verschwunden.
„So lass uns jetzt essen gehen. Die anderen warten schon sicher!“ Das Grinsen meiner besten Freundin war heute irgendwie anders. Als hätte sie noch etwas mit mir vor. Sie hakte sich an meinem Arm ein und schliff mich – wörtlich gemeint – hinter sich her.
„Sam? Versprich mir bitte, dass du mich nicht umbringen wirst...“
„Was? Wieso sollte ich dich denn ...“ Abrupt konnten sich meine Beine nicht mehr bewegen. Ich stand wie angewurzelt an einer Stelle, mit dem Blick nach vorne gerichtet. Zu dem Tisch, wo Simon, Clara und er saßen. Daneben war der Wagen unseres Kindes.
Er darf es nicht wissen... Nein... Bitte...
„W-wieso... Warum ist er hier? Hä? Jojo?“ Mir stiegen die Tränen in die Augen. Wie er da saß, lächelte. Er sah immer noch so wunderschön aus, wie damals... Ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihm wenden.
„Ich hab ihn hergeholt...“, antwortete sie mir murmelnd hinter mir.
„Aber … ich … wieso tust du mir das an?“ Ich hielt mir die rechte Hand vor meinem Mund.
„Was wäre, wenn ich es nicht gemacht hätte? Ihr braucht euch mehr, als alles andere, was es auf dieser Welt gibt! Geh zu ihm und hör ihm zu. Sprecht euch endlich aus und werdet bitte wieder glücklich...“ Ihre Hand drückte mich sanft nach vorne.
Je näher ich an ihn kam, desto schneller schlug mein Herz. Was wäre, wenn er mir dann in die Augen sieht?
Ich war vielleicht nur noch wenige Meter von dem Tisch entfernt. Clara sah hoch: „Sam, da bist du ja!“
Jetzt waren alle Augenpaare auf mich gerichtet, doch ich sah genau in seine wundervollen braun-grünen Augen. Er stand ruckartig auf, als er mich erkannte. „Sam...“
Nein, ich durfte nicht vor ihm flennen! Wie gerne ich mich jetzt in seine Arme stürzen würde und ihm sagen, dass ich ihn immer noch liebe, wir eine gemeinsame Tochter haben... Aber meine Beine trugen mich nicht in seine Richtung, sondern rannten hinaus. Raus zu der Seine, wo die Lampen den schmalen Weg beleuchteten.
Langsam ließ ich mich auf die freie Bank fallen. Meinen Kopf vergrub ich in meine Handflächen. Ich saß da einige Minuten weinend, doch dann kamen Schritte auf mich zu, die schließlich vor mir stehen blieben.
Sein Geruch stieg mir in die Nase, wodurch ich noch mehr Tränen vergoss. All die Zeit war er nicht bei mir – oder eher: ich nicht bei ihm. Aber dennoch zerriss es mir damals das Herz, als ich entschloss, zu gehen.
Bastis Hand strich sanft meine Haarsträhnen hinter die Ohren. Dann umklammerte er meine Handgelenke, sodass ich gezwungen war, meine Handflächen vom Gesicht zu tun. Wieder einmal sah ich ihm in die Augen. Er stand wieder auf, aber sein Blick lag auf mir, so wie meiner auf ihm. Langsam ließ er mich los.
„Nein! Bleib hier!“, schrie ich und klammerte mich an seinem Hemd fest. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, nicht, wenn ich ihn jetzt erst wieder habe. Jetzt war es Basti, der mich auf die Beine stellte und mich in seine Arme sinken ließ. Ich hatte Angst, ihn wieder zu verlieren. Ihn nie wieder zu sehen.
„Weißt du, wie sehr ich dich vermisst habe?“, flüsterte er. Seine Stimme verursachte mir eine Gänsehaut am ganzem Körper. Dennoch wollte ich es wissen.
„Warum hast du das gemacht? Warum hast du mir so etwas angetan Basti?“ Mit Fäusten schlug ich ihn auf den Oberkörper. Er ließ es zu. Er ließ es zu, dass ich ihm wehtat.
„Ich weiß es nicht! Ich war ein Vollidiot. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen und es ungeschehen lassen. Niemals wollte ich dir wehtun! Verdammt, ich liebe dich immer noch und ich bereue es so sehr, dass ich es getan habe. Ich will, dass du wieder zu mir kommst!!“ Er hielt inne, dann sprach er leise weiter: „Aber das geht ja jetzt nicht mehr... Du hast jetzt ein neues Leben mit Simon aufgebaut, da möchte ich euch nicht im Weg stehen.“ Er ging einige Schritte von mir weg.
„Was? Nein, habe ich nicht! Er war nur derjenige, der mich aus dem schwarzen Loch gezogen hat! Denkst du wirklich, ich hätte was mit einem anderen gehabt, wenn ich von dir schwanger war? Ich ständig dein Kind in mir hatte und -“
Ich schluckte. Hatte ich ihm das jetzt wirklich gesagt? Das wollte ich doch gar nicht...
Bastis Augen wurden größer. „Du … warst... was?“
Ich fing an zu stottern: „Also... Ich... Äh... Vorhin, das Kind in dem Wagen... D-Das ist deines...“
„Sag das nochmal“, forderte Basti mich mit einer zitternden Stimme auf.
„Man! Das ist dein Kind, ok?! Ich wollte es dir beim Frühlingsball sagen, aber dann-“
Auf einmal legten sich seine warmen Hände an meinen Kiefer. Das nächste was ich spürte, waren sein warmer Atem, der immer wieder in meinen Mund strömte, und seine weichen vollen Lippen, die endlich die Sehnsucht nach meinen endlich wieder stillen konnten.

Mittwoch, 9. Mai 2012

107 - die Wahrheit


Unglaubwürdig starrte ich sie an. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Halte ich wirklich das Flugticket in den Händen, was mich endlich zu ihr führen wird? Endlich... Endlich habe ich es geschafft. „D-Danke Jojo...“
„Ich glaube, du hast genug gelitten. Eineinhalb Jahre ist es her...“

Sams Sicht:

Ich saß mit Simon, Jojo und Clara an einem Tisch im Hotelrestaurant. Auf meinem Arm schlafend Mandy.
„Die ist ja wirklich süß! Darf ich auch mal?“, fragte meine Freundin, die ich seit eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen hatte, mit großen glänzenden Augen.
„Aber sicher! Hier, aber pass' bitte auf!“ Ich übergab ihr meine Tochter ganz vorsichtig.
Jojo wog meine Kleine immer langsam hin und her.
„Wie alt ist denn sie?“
„Vier Monate! Und ich durfte gleich am nächsten Tag den Namen für sie aussuchen und sie in die Arm nehmen!“, rief Clara, die noch Pastasoße an ihren Wangen kleben hatte. Wir Älteren mussten bei dieser Aussage anfangen zu Schmunzeln.
Immer wieder sah Jojo auf Mandys Gesicht, dann wieder auf meines. Jetzt fing sie an zu kichern: „Irgendwie sieht sie dir ja schon ziemlich ähnlich!“
Simon räusperte sich und sah auf die Seite und auch ich wandte meinen Blick auf den Boden.
„Mandy ist Sams Kind! Deswegen!“ Clara klatschte begeistert in die Hände, die neben Jojo saß.
Geschockt sah Jojo mir in die Augen, dann zu Simon. Immer wieder wanderten sie hin und her. „Heißt das jetzt, dass das Kind von euch...?“
„Nein, nein! Von mir nicht!“ Simon hob abwehrend seine Hände.
Mit hochgezogenen Augenbrauen, sah meine beste Freundin mich fragend an, doch ich versuchte, ihren Blick auszuweichen. Auf einmal atmete Jojo tief ein und ihre Augen wurden größer. „Es ist sein Kind?!“
Bei ihren Worten zuckte ich förmlich zusammen. Mein Körper spannte sich danach sofort zusammen und ich drückte meine beiden Händen zwischen meine Oberschenkel. Ich konnte immer noch nicht in ihre klarblauen Augen sehen.
Auf Jojos Arm fing Mandy an leicht zu Strampeln und schon weinte sie los. Es waren zum Glück noch nicht viele in diesem Raum, doch trotzdem drehten sich die meisten Gesichter nach uns um. Schnell sprang ich auf und übernahm wieder die Mutterrolle. Natürlich hatte ich auch schon eine frische Pempers in der Hand und lief schnurstracks in den Wickelraum, der sich gleich neben der Frauentoilette befand.

Ich strich Mandy sanft mit einer Hand über ihren Bauch. Die andere umklammerte sie mit ihren zarten kleinen Fingerchen. „Siehst du? Jetzt bist du wieder ganz frisch!“ Meine Nasenspitze strich um ihren Bauchnabel, wodurch meine Tochter anfing zu lachen. Dann nahm ich die Kleidungsstücke wieder von ihr und zog sie über ihre nackte Haut.
Auf einmal ertönte hinter mir Jojos Stimme: „Wieso hast du es ihm damals nicht gesagt?“
Ich seufzte, nachdem ich Mandy den pinken Pullover mit Elefantenkopf übergezogen hatte. „Ich hatte, nachdem ich ihn in diesem bescheuerten Raum gesehen habe, nicht mehr den Mut dazu, ihm noch einmal in die Augen zu sehen...“
„Ich weiß, dass die Zeit schwer für dich war, aber du hättest es ihm trotzdem sagen sollen. Oder denkst du etwa, dass er sich nicht darüber gefreut hätte?“
Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich will dir jetzt kein schlechtes Gewissen einreden, oder sonst was, abers ist halt auch nicht gerade schön mit anzusehen, wie er sich die letzten Monate in seinem Zimmer eingesperrt hat. Immer, wenn seine Freunde ihn überredet hatten, einen Trinken zu gehen, war immer ein Mädchen dabei, das Interesse an ihm zeigte. Und weißt du, was er getan hat? Er hat sie abblitzen lassen. Jede! Egal, wie gut sie aussah. Er hat ständig gehofft, dass du wieder zurückkommst, zu ihm. Ihm endlich verzeihst.“
Meine Stimme klang plötzlich so kalt und tonlos, als wäre mir alles egal. Doch das war es nicht. Im Inneren vermisste ich ihn so sehr, wie niemand anderen. „Er hätte es sich vorher überlegen sollen, was er macht...“
„Willst du ihn jetzt dafür bestrafen, weil er damals auf Max gehört hat, um nicht wie ein Loser dazustehen?!“ Jojo wurde immer lauter.
Nein, das wollte ich nicht. Ich bestrafe mich doch schon selbst genug, weil ich ihm nicht ein einziges Mal zugehört hatte.
„Sam, er liebt dich immer noch, wie am ersten Tag. Wieso schmeißt du die Zeit, in der ihr beide glücklich wart, einfach so weg? Ihr hattet doch auch schöne Momente-“
„Jetzt halt mal die Luft an! Es war für mich sicherlich auch nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen, von Deutschland wegzugehen! Weißt du, wie oft ich noch am Fenster sitze und hoffe, dass er mich endlich findet, weil ich selbst nicht den Mumm habe, den ersten Schritt zu machen??“, schnitt ich ihr das Wort ab.
Mandy fing wieder an zu weinen. Diesmal aber nicht, weil sie die Windel voll hatte, sondern weil sie das Geschrei nicht ertragen konnte. Schnell legte ich sie auf meine rechte Schulter ab und strich ihr beruhigend über ihren Rücken: „Pscht, alles gut. Du brauchst keine Angst haben...“
„Sam, sag mir bitte, dass du ihn noch liebst...“ Ich sah Jojo in die Augen. Eigentlich wollte ich den Kopf schütteln, doch aus irgendeinem Grund, tat ich das Gegenteil.
Ihre Lippen zierten ein kleines Lächeln: „Dann bin ich beruhigt. Ach ja, deine Kleine ist wirklich süß! Darf ich sie nochmal haben?“
Ich willigte ein. Ohne einen kleinen Aufstand zu machen, blieb Mandy auf Jojos Armen. Wenn sie wach war, war sie eher zurückhaltender zu fremden Personen. Mein Kind hob ihre Arme in die Höhe und umfassten eine komplette Strähne von den Haaren meiner Freundin und zog kräftig daran.
„Au, das tut weh! Maus, hör auf!“ Schnell lies sie die Haare wieder los. Mandy hatte gerade diesen typischen „Entschuldigungs-Blick“ drauf, obwohl sie noch nicht das verstand, was Jojo zu ihr sagte.
„Hey, sie hat ja die selben Augen, wie Basti! Oh Gott, das ist ja echt geil!“, bewunderte meine beste Freundin meinen kleinen Schatz, als wir wieder den Rückweg zu unserem Tisch einschlugen.
„Ja, das Äußere hat sie glaube ich eher von mir, abgesehen von den Augen. Der Charakter ist eindeutig von ihm, meinte jedenfalls meine Mam!“
„Was? Dann bin ich mal auf einen weiblichen Basti gespannt.“
Lachend kamen wir dann an unseren Plätzen an und konnten uns erst nach wenigen Minuten wieder beruhigen.

Samstag, 5. Mai 2012

106 - Zeitsprung: eineinhalb Jahre


Bevor ich mich mit dem Rücken gegen die Scheibe lehnen konnte und die Tränen wie ein Wasserfall aus mir heraussprudelten, wurde mir eins bewusst: Ich habe sie verloren... Für immer...


Sams Sicht: (eineinhalb Jahre später)

„Ich freue mich, dich endlich wieder zu sehen!“, rief Jojo glücklich in den Hörer.
„Ich mich auch! Wir treffen uns dann am Abend in meinem Hotel. Ich muss jetzt aufhören, es gibt jetzt Essen.“ - „Ok, Tschüss Sam! Bis Übermorgen!“ - „Bye.“
„Sam, komm her! Mandy braucht dringend eine neue Windel!“, rief meine Mutter aufgebracht.
Ihr fragt euch bestimmt, wer Mandy ist? Das ist die Tochter von mir und Basti. Ich habe ihn seitdem ich nach Frankreich geflogen bin, nicht mehr gesehen oder gehört. Er wusste immer noch nicht, dass ich schwanger von ihm war und er vor vier Monaten Papa geworden ist. Der Kontakt war komplett weg. Nicht einmal Jojo wusste von dem Baby. Und sie hat bis jetzt niemanden erzählt, wo ich war. Das, was Basti getan hatte, nahm mich heute noch ziemlich mit. Aber aufhören, an ihn zu denken, oder zu lieben, schaffte ich die ganzen Monate über nicht.
Meine Mutter trat hinter mich, als ich fertig war, Mandy zu wickeln. „Sieht sie nicht wunderschön aus? Genauso wie du!“
Ein kleines Lächeln huschte mir über meine Lippen, das dann aber wieder verschwand. „Und sie hat genauso schöne Augen, wie er...“
Es stimmte, sie sah so aus, wie ich. Ok, soviel man bis jetzt erkennen konnte wenigstens. Aber immer, wenn Mandy mich mit ihren kleinen Augen ansah, erinnerte sie mich an ihn...
Die Hand meiner Mam streichelte meinen Rücken. „Melde dich bei ihm...“
Für einen Moment war ich auch kurz davor, zum Telefon zu rennen und seine Nummer zu wählen – falls er noch die selbe hat – aber dann wurde ich von der Türklingel aus meinen Gedanken gerissen.
Eine männliche Gestalt betrat das Wohnzimmer: „Hier bin ich! Und? Wie geht’s meiner Süßen und meinem Patenkind?“
Simons gute Laune steckte mich automatisch an. Er kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann streichelte er Mandy sanft über ihren Kopf.
Falls ihr denkt, Simon sei mein Freund, dann liegt ihr falsch! Er ist ein sehr guter Kumpel von mir, der auf das selbe Geschlecht steht, das er ist. Also kurz gesagt: schwul. Er war der einzige Junge, dem ich von Anfang an vertrauen konnte.
„Uns geht es soweit gut. Ich hab mal eine Frage an dich: Übermorgen kommt doch meine Freundin aus Deutschland. Könntest du sie dann sozusagen in den Empfang nehmen? Ich weiß nicht, wann ich von der Arbeit zurück komme. Du weißt ja, wie das Hotel manchmal ist...“
„Klar mach ich gerne. Darf ich dann Mandy auch mitnehmen?“, fügte er mit strahlenden Augen hinzu. Ich zuckte lächelnd die Schultern. „Von mir aus gerne. Aber Caro, die Tochter meiner Tante, möchte Jojo auch unbedingt schon am ersten Tag sehen.“
„Die kann ruhig mitkommen, damit habe ich kein Problem!“, zwinkerte Simon.
„Du bist der Beste, weißt du das?“ Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fester an mich.
„Ja, das weiß ich. Komm, wir gehen noch spazieren. Mandy braucht noch frische Luft!“


Bastis Sicht:

Ich war gerade auf dem Weg zu Jojo. Ihre Zimmertür stand einen kleinen Spalt offen.
„Ich freue mich, dich endlich wieder zu sehen!“, vernahm ich aus dem Raum.
Ich spähte um die Ecke und beobachtete sie, wie sie ihr Handy ans Ohr hielt.
Was sie dann sagte, verschlug mir die Sprache. Mein Herz fing schneller an zu schlagen und Hoffnung breitete sich in jeder Zelle meines Körpers aus.
„Ok, Tschüss Sam! Bis Übermorgen!“
Ich musste mich erst einmal beruhigen, also lehnte ich mich an den Türrahmen. Mir wurde gerade schwindelig. Sam... Immer, wenn ich den Namen hörte, stach es fürchterlich in meinem Inneren.
Mit einem Schlag wurde die Tür aufgerissen. Sie zuckte sofort zusammen: „Erschrecke mich doch nicht so!“ Sie hielt inne. „Basti... Wie lange stehst du schon hier?“ Ihre Stimme klang zittrig.
Ob es ein gezwungenes Lächeln von mir war, konnte nicht einmal ich einschätzen: „Nicht lang.“ Mein Blick war starr nach unten.
„Mhm... Ich hole uns noch was zu Trinken.“ Dann war sie auch schon verschwunden.
Ich hatte diesen Drang, Jojos Zimmer zu durchforsten. War es die Sam, an die ich seit eineinhalb Jahren denken musste? Die mein Herz immer noch mit sich trug? Insgeheim hoffte ich es.
Obwohl ich ihr Zimmer kannte, sah ich mich prüfend um. Auf dem Schreibtisch erblickte ich einen Briefumschlag, den ich vorsichtig in meine Hände nahm. Ich wendete ihn und Blickte auf den Absender. Meine Augen weiteten sich. „Samatha Layer, Rue Kléber 14, 75001 Paris, France“, stand als Absender geschrieben. Mit meinen Fingern versuchte ich, so gut es ging, den Umschlag zu öffnen und das Papier, was darin lag, aufzufalten. Doch dann sank ein weiteres Blatt auf den Boden. Schnell hob ich es auf und sah sie auf diesem Bild lächeln. Neben ihr stand ein Mann, der blonde Haare hatte. Er trug eine blaue Jeans und ein grünes Poloshirt. Der Gedanke daran, dass es ihr neue Freund sei, ließ mich erschaudern. Ich wollte nicht, dass sie einen neuen Partner hatte. Hinter den beiden war der große Eiffelturm zu sehen. Aber eigentlich betrachtete ich nur sie. Ihr Lächeln, ihre Augen, die Haare, die immer nach Kokos rochen. Auf einmal spürte ich sie wieder ganz nah bei mir.
Jemand räusperte sich hinter mir: „Bist du es gewohnt bei anderen Leuten herumzuschnüffeln?“
Als Jojo dann auf meine Hände sah, und nun wusste, was ich in den Händen hielt, ließ sie beinahe das Tablett fallen.
Sie ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen.
„Wieso hast du mir es nicht gesagt? Warum hast du es mir verheimlicht, dass du weißt, wo sie ist? Wieso?“, das letzte das leistete.
„Ich habe es ihr versprochen, dir nichts zu erzählen...“
Einige Minuten herrschte Ruhe im Zimmer, dann unterbrach ich die Stille: „Wo triffst du sie?“
„In Paris. Sie arbeitet in einem Hotel, in dem ich übernachten kann.“
„Kann... Ich mitkommen? Du weißt, ich muss sie sehen!“
Jojo lächelte und schob eine Schublade aus ihrem Schreibtisch und wühlte bisschen umher, bis sie das gefunden hatte, was sie suchte.
„Hier, dieses Ticket ist für dich. Ich weiß, dass du sie wieder sehen willst, deswegen habe ich extra ein zweites gekauft. Du wirst erst einen Tag später fliegen.“
Unglaubwürdig starrte ich sie an. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Halte ich wirklich das Flugticket in den Händen, was mich endlich zu ihr führen wird? Endlich... Endlich habe ich es geschafft. „D-Danke Jojo...“
„Ich glaube, du hast genug gelitten. Eineinhalb Jahre ist es her...“

Freitag, 4. Mai 2012

105 - Goodbye Germany


„Nein Mam, habe ich nicht“, ich atmete tief ein, „Er... Er wird es nicht erfahren. Nie!“
Wieder eine Pause. Meine Mutter sagte nichts. Ich wollte nur noch eins: „Mam, ich pack' meine Sachen. Ich will hier nicht mehr bleiben. Morgen fliege ich nach Frankreich zu Tante Frieda.“

„Bist du dir sicher, dass du gehen willst?“, fragte meine Mutter noch einmal vorsichtig nach, bevor ich die Treppe hoch stürmte.
Ehrlich gesagt wusste ich es nicht, aber ich fand, es war die beste Entscheidung, um die Wunde in meinem Herzen nicht noch größer werden zu lassen.
„Mam, es war einfach zu viel. Woher soll ich denn wissen, ob er mich überhaupt noch liebt?“
„Aber denk doch mal an das Kind. Soll es ohne Vater aufwachsen oder ihn vielleicht auch nie kennen lernen? Immerhin willst du dort ein komplett neues Leben beginnen.“ Ihre Stimme klang sanft.
Darauf konnte ich nichts mehr erwidern, sondern verschränkte nur meine Arme vor der Brust. „Wo ist der Koffer?“ Ich versuchte so gut es geht hart zu klingen.
Meine Mutter seufzte. „Oben auf dem Dachboden. Ich ruf Frieda an und informiere sie darüber.“
Frankreich – weit weg von hier... Paris... Die Stadt der Liebe. Bei dem Gedanken, meine Mam zurück zu lassen, oder Jojo, wurde mir schlecht. Ich spürte eine warme Flüssigkeit an meinen Wangen. Er hat mich betrogen. Er … ist ein Arschloch. Ich kann ihn nicht mehr sehen! Das Bild von vorhin huschte durch meine Gedanken, wodurch die Tränen nur noch mehr stiegen.
Ich wusste Momentan nur, dass sich etwas ändern müsse, auch, wenn es schwer für mich sein wird. Aber ich kannte sonst keine andere Möglichkeit. Ich wollte nur hier weg. Weit weg. Dort, wo mich niemand suchen und finden würde...

Hunderte Anrufe und SMSn von Basti hatte ich seit gestern Abend bekommen. Keine nahm ich an, oder öffnete sie. Die Angst, rückfällig zu werden, war viel zu groß.
„Hier ist dein Ticket.“ Die Hand meiner Mutter zitterte.
„Danke...“, murmelte ich nur. In ihren Augen sammelte sich Wasser.
„Ich werde dich gleich anrufen, wenn ich angekommen bin, versprochen!“ Ich drückte sie ganz fest an mich.
Die Ansage für meinen Flug hallte durch den gesamten Flughafen.
„Tschüss meine Süße, pass' gut auf dich auf!“
Ich lächelte meine Mutter noch einmal an, dann lief ich los. Dort, wo sich mein Leben zum positiven ändern würde. Jedenfalls erhoffte ich das.

Das Flugzeug begann zu rollen. Ich saß am Fenster und blickte hinaus. War es wirklich die richtige Entscheidung? Hätte ich Basti doch zuhören sollen? Für eine Sekunde dachte ich daran, das Flugzeug zum Stoppen zu bringen, aber das brachte doch eh nichts mehr.
Meine Hand ruhte wieder auf meinem Bauch. Die Sonne strahlte mir ihre Pracht entgegen.
Halt! Da … Da ist Basti doch... Aber … Nein, das ist er sicher nicht... Woher sollte er auch wissen, wo ich jetzt bin?
Meine Gedanken kreisten sich an die schönen Momente mit ihm.
An unsere erste Begegnung, an den ersten Kuss, das erste Mal... Wieso?! Wieso musste das so passieren?!
Während ich mich zurück erinnerte, verschwamm die ganze, nun vertraute, Gegend hinter der dicken Tränenwand, die in meinen Augen aufstieg. Ich liebe dich!


Bastis Sicht:

„Hat sie sich immer noch nicht gemeldet?“ In Max' Stimme lag erst das schlechte Gewissen. Wie abscheulich er doch ist!
„Vergiss es Max, ok?! Hätte ich niemals bei der verdammten Mutprobe mitgemacht!“
„Jetzt beruhig dich doch mal! Nicht nur deine Alte ist weg, sondern auch meine!“
„Du tust mir überhaupt nicht leid! Du hast Jojo von vorne bis hinten verarscht und ihr den perfekten Freund vorgespielt! Ich wollte das nie! Ich habe Sam geliebt, verdammt!“
Max lachte höhnisch auf: „Ich fasse es nicht. Da ist dir tatsächlich ein Weib wichtiger, als das Ansehen! Das ist echt jämmerlich.“
Wenn ich ihn noch weiter hier sehen muss, dann raste ich aus!
„Verschwinde hier, sofort! Und melde dich ja nie wieder bei mir!“
Ohne ein weiteres Wort verließ mein ex-bester Kumpel den Raum, doch dann drehte er sich noch einmal um: „Sei froh, dass sie weg ist, sie hat sowieso nicht zu dir gepasst.“

Ein komisches Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Aus irgendeinem Grund wollte mein Körper, dass ich zum Flughafen fahre. Wie aus dem Nichts hatte ich meinen Rollerschlüssel in der Hand und war aus der Haustüre verschwunden.

Ich rannte in den Flughafen rein. Immer wieder rumpelte ich gegen andere Personen.
Mein Herz pochte immer schneller. Sie muss hier sein! Bitte, lass mich nicht zu spät kommen.
Plötzlich sah ich Marie. Aber wo war sie?
„Hey, pass doch auf!“, fing der Mann vor mir an zu brüllen, dem ich aus Versehen in den Rücken gerannt bin. „Sorry...“, murmelte ich nur und rannte weiter zum Check-in.
Ich sah blonde lockige Haare sehen, die kurz darauf hinter einen Tunnel verschwand. Verdammt! Das war sie!
Die Schlange der Flugpassagiere war nicht mehr so lang. Noch zwei Personen.
„Ich muss hier durch, bitte!“, flehte ich die Frau vor mir an, die dazu zuständig war, die Tickets zu kontrollieren.
„Darf ich Ihren Flugticket sehen?“
„I-ich habe keine... Aber ich muss hier durch!“
„Tut mir leid der Herr, da muss ich Sie leider enttäuschen. Sie können ohne ein Ticket nicht hier durch.“
Verdammt! Wütend drehte ich mich um. Ich kam an einer großen Glasscheibe an. Man hatte die perfekte Sicht auf die Flugzeuge.
Irgendwo in einem dieser Dinger sitzt sie...
Bevor ich mich mit dem Rücken gegen die Scheibe lehnen konnte und die Tränen wie ein Wasserfall aus mir heraussprudelten, wurde mir eins bewusst: Ich habe sie verloren... Für immer...
Aber es sollte doch noch ein Wiedersehen geben, da war ich mir sicher!