Mittwoch, 9. Mai 2012

107 - die Wahrheit


Unglaubwürdig starrte ich sie an. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Halte ich wirklich das Flugticket in den Händen, was mich endlich zu ihr führen wird? Endlich... Endlich habe ich es geschafft. „D-Danke Jojo...“
„Ich glaube, du hast genug gelitten. Eineinhalb Jahre ist es her...“

Sams Sicht:

Ich saß mit Simon, Jojo und Clara an einem Tisch im Hotelrestaurant. Auf meinem Arm schlafend Mandy.
„Die ist ja wirklich süß! Darf ich auch mal?“, fragte meine Freundin, die ich seit eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen hatte, mit großen glänzenden Augen.
„Aber sicher! Hier, aber pass' bitte auf!“ Ich übergab ihr meine Tochter ganz vorsichtig.
Jojo wog meine Kleine immer langsam hin und her.
„Wie alt ist denn sie?“
„Vier Monate! Und ich durfte gleich am nächsten Tag den Namen für sie aussuchen und sie in die Arm nehmen!“, rief Clara, die noch Pastasoße an ihren Wangen kleben hatte. Wir Älteren mussten bei dieser Aussage anfangen zu Schmunzeln.
Immer wieder sah Jojo auf Mandys Gesicht, dann wieder auf meines. Jetzt fing sie an zu kichern: „Irgendwie sieht sie dir ja schon ziemlich ähnlich!“
Simon räusperte sich und sah auf die Seite und auch ich wandte meinen Blick auf den Boden.
„Mandy ist Sams Kind! Deswegen!“ Clara klatschte begeistert in die Hände, die neben Jojo saß.
Geschockt sah Jojo mir in die Augen, dann zu Simon. Immer wieder wanderten sie hin und her. „Heißt das jetzt, dass das Kind von euch...?“
„Nein, nein! Von mir nicht!“ Simon hob abwehrend seine Hände.
Mit hochgezogenen Augenbrauen, sah meine beste Freundin mich fragend an, doch ich versuchte, ihren Blick auszuweichen. Auf einmal atmete Jojo tief ein und ihre Augen wurden größer. „Es ist sein Kind?!“
Bei ihren Worten zuckte ich förmlich zusammen. Mein Körper spannte sich danach sofort zusammen und ich drückte meine beiden Händen zwischen meine Oberschenkel. Ich konnte immer noch nicht in ihre klarblauen Augen sehen.
Auf Jojos Arm fing Mandy an leicht zu Strampeln und schon weinte sie los. Es waren zum Glück noch nicht viele in diesem Raum, doch trotzdem drehten sich die meisten Gesichter nach uns um. Schnell sprang ich auf und übernahm wieder die Mutterrolle. Natürlich hatte ich auch schon eine frische Pempers in der Hand und lief schnurstracks in den Wickelraum, der sich gleich neben der Frauentoilette befand.

Ich strich Mandy sanft mit einer Hand über ihren Bauch. Die andere umklammerte sie mit ihren zarten kleinen Fingerchen. „Siehst du? Jetzt bist du wieder ganz frisch!“ Meine Nasenspitze strich um ihren Bauchnabel, wodurch meine Tochter anfing zu lachen. Dann nahm ich die Kleidungsstücke wieder von ihr und zog sie über ihre nackte Haut.
Auf einmal ertönte hinter mir Jojos Stimme: „Wieso hast du es ihm damals nicht gesagt?“
Ich seufzte, nachdem ich Mandy den pinken Pullover mit Elefantenkopf übergezogen hatte. „Ich hatte, nachdem ich ihn in diesem bescheuerten Raum gesehen habe, nicht mehr den Mut dazu, ihm noch einmal in die Augen zu sehen...“
„Ich weiß, dass die Zeit schwer für dich war, aber du hättest es ihm trotzdem sagen sollen. Oder denkst du etwa, dass er sich nicht darüber gefreut hätte?“
Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich will dir jetzt kein schlechtes Gewissen einreden, oder sonst was, abers ist halt auch nicht gerade schön mit anzusehen, wie er sich die letzten Monate in seinem Zimmer eingesperrt hat. Immer, wenn seine Freunde ihn überredet hatten, einen Trinken zu gehen, war immer ein Mädchen dabei, das Interesse an ihm zeigte. Und weißt du, was er getan hat? Er hat sie abblitzen lassen. Jede! Egal, wie gut sie aussah. Er hat ständig gehofft, dass du wieder zurückkommst, zu ihm. Ihm endlich verzeihst.“
Meine Stimme klang plötzlich so kalt und tonlos, als wäre mir alles egal. Doch das war es nicht. Im Inneren vermisste ich ihn so sehr, wie niemand anderen. „Er hätte es sich vorher überlegen sollen, was er macht...“
„Willst du ihn jetzt dafür bestrafen, weil er damals auf Max gehört hat, um nicht wie ein Loser dazustehen?!“ Jojo wurde immer lauter.
Nein, das wollte ich nicht. Ich bestrafe mich doch schon selbst genug, weil ich ihm nicht ein einziges Mal zugehört hatte.
„Sam, er liebt dich immer noch, wie am ersten Tag. Wieso schmeißt du die Zeit, in der ihr beide glücklich wart, einfach so weg? Ihr hattet doch auch schöne Momente-“
„Jetzt halt mal die Luft an! Es war für mich sicherlich auch nicht leicht, diese Entscheidung zu treffen, von Deutschland wegzugehen! Weißt du, wie oft ich noch am Fenster sitze und hoffe, dass er mich endlich findet, weil ich selbst nicht den Mumm habe, den ersten Schritt zu machen??“, schnitt ich ihr das Wort ab.
Mandy fing wieder an zu weinen. Diesmal aber nicht, weil sie die Windel voll hatte, sondern weil sie das Geschrei nicht ertragen konnte. Schnell legte ich sie auf meine rechte Schulter ab und strich ihr beruhigend über ihren Rücken: „Pscht, alles gut. Du brauchst keine Angst haben...“
„Sam, sag mir bitte, dass du ihn noch liebst...“ Ich sah Jojo in die Augen. Eigentlich wollte ich den Kopf schütteln, doch aus irgendeinem Grund, tat ich das Gegenteil.
Ihre Lippen zierten ein kleines Lächeln: „Dann bin ich beruhigt. Ach ja, deine Kleine ist wirklich süß! Darf ich sie nochmal haben?“
Ich willigte ein. Ohne einen kleinen Aufstand zu machen, blieb Mandy auf Jojos Armen. Wenn sie wach war, war sie eher zurückhaltender zu fremden Personen. Mein Kind hob ihre Arme in die Höhe und umfassten eine komplette Strähne von den Haaren meiner Freundin und zog kräftig daran.
„Au, das tut weh! Maus, hör auf!“ Schnell lies sie die Haare wieder los. Mandy hatte gerade diesen typischen „Entschuldigungs-Blick“ drauf, obwohl sie noch nicht das verstand, was Jojo zu ihr sagte.
„Hey, sie hat ja die selben Augen, wie Basti! Oh Gott, das ist ja echt geil!“, bewunderte meine beste Freundin meinen kleinen Schatz, als wir wieder den Rückweg zu unserem Tisch einschlugen.
„Ja, das Äußere hat sie glaube ich eher von mir, abgesehen von den Augen. Der Charakter ist eindeutig von ihm, meinte jedenfalls meine Mam!“
„Was? Dann bin ich mal auf einen weiblichen Basti gespannt.“
Lachend kamen wir dann an unseren Plätzen an und konnten uns erst nach wenigen Minuten wieder beruhigen.

8 Kommentare:

  1. :O
    Wie süüüüß *-*
    Aber er soll wieder kommen..beide sollen endlich ne glückliche kleine familie sein :(
    Warten hat sich gelohnt! Wunderschöner teil wieder ♥!

    AntwortenLöschen
  2. ouiw eider wudnershcön wen ich dran denke nur noch 2 teile kriege ich tränen in die augen du must unbedingt einen enuen blog schreiben

    AntwortenLöschen
  3. oh der ist echt süß *-* aber viel zu kurz ich will endlich das basti nachkommt und will wissen was dann mit den beiden oder besser gesagt mit den drei passiert :)
    aber trotzdem sehr schöner teil <3

    AntwortenLöschen
  4. wunderschön geschrieben, ich will auch endlich lesen, das basti nach kommt, will wissen wie er auf sein kind reagiert ;D

    LG
    Jeannine

    AntwortenLöschen
  5. so schön geschrieben, bin mega gespannt wie Basti auf sein Kind reagiert.

    AntwortenLöschen
  6. Echt wieder sehr schön geschrieben! & wo bleibt Basti denn? Ich will, dass er den Sprung in die neue Zukunft macht. Ich will eine kleine glückliche Familie sehen/lesen! ;P

    AntwortenLöschen
  7. total schön :) schnell weiter bitte :)

    AntwortenLöschen
  8. Sueeesss ❤❤
    Bitte schnell weiter *_*
    Hoffentlich vertragen sich Basti& Sam bald wieder *_* ❤

    AntwortenLöschen