Freitag, 16. März 2012

96 - eine bekannte Stimme

Morgen sollte der letzte Tag sein, dann müssten meine Mutter wieder zurück nach Wipperfürth.
Wir wussten, dass dieser Abend unvergesslich sein wird. Ich wollte ihm noch einmal zeigen, wie sehr ich ihn liebte. „Ich liebe dich!“, sagte ich noch, bevor ich ihm mich endgültig in seinem Zimmer hingab.

Durch die Rillen von den Jalousien drang das Tageslicht hindurch. Verschlafen strich ich mir mit meinen Händen über die Augen. Ich wollte mich gerade wälzen, als ich die zwei Arme, die um meinen nackten Körper geschlungen waren, bemerkte. Hinter mir sank und hob sich ein Brustkorb regelmäßig. Ich versuchte mich aus der Umarmung zu befreien, in der Hoffnung, Basti würde nicht aufwachen. Doch ehe ich mich aufgesetzt hatte fing er an zu Brummen. Schnell hielt ich den Atem an und stoppte mein Vorhaben unter die Dusche zu springen, doch dann atmete er wieder ruhig.
Schnell ließ ich das warme Wasser über mein Körper laufen, trocknete meine Haare und schminkte mich. Ich trat mit einem Handtuch um meinen Körper wieder zurück ins Zimmer. Doch als ich meinen Kopf hochhob stand ein verschlafener Basti vor mir: zerzauste Haare, schmale Augen, in denen er versuchte, den Schlaf weg zu reiben, ohne T-Shirt und blau-weißer Boxershorts. Auf seinen Lippen lag ein kleiner Schmollmund, der aber danach zu einem Lächeln überging. Er nahm meine Hände in seine und zog mich zu sich, bis wir uns einen leidenschaftlichen Kuss gaben. „Morgen...“, murmelte ich noch mit geschlossenen Augen, während ich ihn etwas von mir weg drückte. Meine rechte Hand verweilte auf seiner Brust. Ein Schmunzeln war seinerseits wahrzunehmen und ehe ich mich versah, drückte er mir einen Wangenkuss auf und verschwand wie ich vorhin, hinter der Badezimmertür. Kurz darauf hatte ich meine Kleidung über mich gezogen. Ich zog die Jalousien auf, sodass das Zimmer erhellt wurde. Dann sah ich auf die Uhr. 'In drei Stunden würde ich wieder zurück fliegen...', dachte ich mir. Ein warmer Atem war an meinem Nacken zu spüren, dann wurde ich auch schon von Basti in den Arm genommen. „Danke“, flüsterte er sanft in mein Ohr. Verwundert sah ich ihn an. Er grinste nur leicht, strich meine Wange und vollendete seinen Satz: „Danke, dass du hier her gekommen bist!“
Die restlichen Stunden verbrachten wir mit Kuscheln, Streicheln und zum Schluss: Kofferpacken! Mit schwerem Herzen zog ich diese große Tasche in die Lobby. Nachdem meine Mutter uns aus gecheckt hatte, wurden unsere Koffer in ein Taxi geladen. Dann stiegen wir in das Auto. Basti saß neben mir. Er musste erst am späten Nachmittag ein Interview geben, sodass er sich dafür bereit erklärte, mitzufahren. In seinem Gesicht lag eine Anspannung. Schon fast so, als hätte er Angst. Ich streichelte seine Handfläche, bis er meine Finger in seine verschränkte. Er versuchte ein Lächeln, auch wenn er wusste, dass es ihm nicht gelingen würde. „Hier sind wir!“, rief der Taxifahrer und zu und somit stiegen wir aus. Der Flughafen sah von außen noch größer aus. Meine Mutter lief schon zu dem nächsten Schalter um die Tickets einzulösen, während Basti und mir der Abschied immer näher kam. Wir sahen uns einfach nur in die Augen. Dann konnte ich einfach nicht mehr anders, ich ließ den Koffer los und umarmte ihn stürmisch. Er drückte mich mit seinen Armen näher an sich. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter, während die Tränen sich einen Ausgang suchten. Basti wog mich langsam hin und her. Er spürte, dass ich weinte. „In vier Tagen bin ich wieder bei dir. Fast jeden Tag, ok?“ Er hatte sich von mir gelöst und wischte mir die wenigen kleinen Tränen von meiner Wange. Ich bekam nur ein kleines Nicken zustande.
„Sam? Wir müssen los...“ Die Stimme meiner Mutter ließ mich erschauern. Sie ging auf Basti zu und umarmte ihn: „Hab noch wundervolle Tage hier! Ich freue mich, wenn du wieder öfter bei uns bist!“ Ein Lächeln überfuhr das Gesicht meines Freundes. „Werde ich sicher haben! Und danke, dass Sie Sam hier hergebracht haben.“ Meine Mam winkte nur selbstverständlich ab, dann wandte sie sich zu mir: „Ich bring unsere Koffer noch schnell weg. Dann müssen wir leider schon los.“ Ich nickte ihr zu und dann war sie zwischen der ganzen Menschenmasse verschwunden. „Dann heißt es wohl Abschied nehmen“, murmelte Basti vor sich hin. „Sag dieses Wort nicht! Das hört sich an, wie: 'Wer weiß, wann wir uns wieder sehen!'“ Dabei knickte ich meine bei beiden Händen den Mittel- und den Zeigefinger ein. Er lachte nur laut und legte seinen Kopf in seinen Nacken. Der Aufruf für meinen Flug durchdrang die ganze Halle. Basti breitete seine Arme weit auf, in denen ich mich einfach hineinfallen ließ. „Dann bis in vier Tagen.“ Ich nickte an seiner Brust. Noch einmal roch ich an seinem Duft, dann lagen unsere Lippen zärtlich aufeinander, aber auch vermischt mit einer gewissen Traurigkeit. „Ich liebe dich, Sam...“ - „Ich dich auch. Rufst du mich heute nochmal an?“ - „Ja mach ich! Guten Flug, Süße!“ - „Danke! Dir wünsche ich viel Spaß bei dem Interview heute, wo eh wieder die selben Fragen gestellt werden“, zwinkerte ich ihm zu. Er schüttelte nur grinsend den Kopf. „Jetzt geh, sonst verpasst du den Flieger! Los!“ Und schon rannte ich an den vielen Menschen vorbei. Meine Mam stand schon geduldig an dem Schalter. Noch einmal drehte ich mich zurück. Basti sah mir immer noch hinterher, jedoch war er nun von lauter jungen Mädchen umzingelt. Dann wurde ich von meiner Mutter mitgerissen, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden war.

Wir ließen uns wieder auf unsere Sitze fallen. „Wann starten wir?“, fragte ich. „Soviel ich weiß in 15 Minuten, wieso?“ - „Ich muss noch schnell auf die Toilette!“ Und schon sprang ich auf und lief den schmalen Gang entlang. 'Verdammt, sie ist besetzt...', fluchte ich innerlich. Ungeduldig tippte ich mit meiner Fußspitze auf den Boden. Mein Blick war pausenlos auf die Tür gerichtet. „Kann sich die Person nicht-“ Ich konnte meinen Gedanken nicht aussprechen, denn eine Stimme unterbrach mich, die ich nur zu gut kannte. Sein gehässigtem Ton ließ mir den Angstschweiß auf meiner Stirn ausbrechen: „So sieht man sich wohl wieder... Samantha!“

3 Kommentare:

  1. Oh gott der teil ist echt verdammt gut geschrieben :) aber der letzte satz ist nicht so toll, hoffentlich passiert jetzt nichts schlimmes

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  2. Haha, ja das Thema verschlafen nä? ;D & die Vorstellung ist wirklich richtig niedlich! Das telefonieren ist wirklich nützlich! :P
    Alles richtig niedlich, musste lächeln, die tollen Vorstellungen immer, wie er da aussieht oder so! Aber der letzte Absatz macht alles kaputt! Ich hoffe der Name Erik kommt hier nicht vor! Dann wäre das echt scheiße. Aber es muss ja mal wieder was passieren was? :/ Er soll aber bitte nicht wieder alles kaputt machen bzw. die Fnger von der lassen!?
    Wieder wundervoll geschrieben! Schreib schnell weiter! <3 :*

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  3. Super Teil!
    Ich war echt begeistert, aber auch wenns Erik ist, was ich aber nicht glaube der er doch noch im Gefängnis sein müsste oder?, fänd ich´s nicht so schlimm, denn Basti kriegt das bestimmt geregelt xD
    Weiter so!! :*

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