Donnerstag, 29. März 2012

Teil 99

'Piep, piep, piep, piep...'
Ich öffnete meine Augen. Viele Ärzte mit Mundschutz- und Kopfbedeckungen sahen mich an. „Wir haben es geschafft!“, rief der Chefarzt. Ein Jubelschrei füllte den ganzen Raum. „Willkommen zurück!“

Bastis Sicht:

Ich hatte meine Augen geschlossen und wartete. Wartete auf eine Neuigkeit von den Ärzten. Hattet ihr schon einmal so viel Angst um eine Person, ohne die ihr nicht leben könntet? Ich wollte noch einmal ihr Lachen hören, in ihre wundervollen Augen sehen, ihre Lippen spüren und ihr zeigen, wie sehr ich sie doch liebe. Ich seufzte und öffnete wieder meine Augenlider. Die weißen Wände konnte ich wirklich bald nicht mehr sehen, so wie dieses grelle Licht! Und einen Spiegel auffinden, kam für mich jetzt nicht in Frage! Ich werde wohl genauso aussehen, wie ich mich fühlte – beschissen!
Uhr, hör auf zu ticken, verdammt! Dein Geräusch geht mir mächtig auf den Sack!
Jubelschrei schallte durch die weißen Gänge  vor dem OP-Saal. Der Blick von Sams Mutter wanderte hin und her. Wo kam das her? Aus ihrem Raum? Hoffnung breitete sich in jeder einzelne Zelle meines Körpers aus. Sie musste einfach Leben! Sie musste!
Marie und ich standen gleichzeitig auf und liefen den Gang entlang. Eric interessierte uns gerade nicht. Er saß auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Trotzdem war ich daran schuld, dass Sam nun hier drin lag. Hätte ich doch niemals die scheiß Tür aufgestoßen! Es wäre alles gar nicht passiert! Wir warteten vor der Tür, aus der kein einziges Geräusch kam. Ich bildete mir ein ihre Stimme gehört zu haben, aber diesen Gedanken verdrängte ich gleich wieder.
Die Klinke wurde nach unten gedrückt und kurz darauf stand der OP-Arzt vor uns, der das ganze sofort in die Wege geleitet hatte. Ich kam mir schon leicht bescheuert vor wie wir ihn anstarrten, als wäre er ein Fisch oder als hätte er ein Popel im Gesicht hängen. Aber alles was wir wollten war nun endlich wissen, was mit ihr ist!
„Frau Layer, Herr Wurth, ich kann Ihnen sagen, dass alles nach Plan verlief. Ich wollte gerade zu Ihnen kommen und Ihnen mitteilen, dass Sie nun zur ihr gehen können. Sie wird aber höchstwahrscheinlich schlafen, sie braucht jetzt etwas Ruhe. Folgen Sie mir bitte.“
Sie lebt, sie lebt, sie lebt, sie lebt, sie lebt …
Wie auf Kommando liefen wir beide ihm hinterher, nur waren unsere Schritte ab und zu schneller als die vom Chefarzt. Und dann sah ich sie. Mit geschlossenen Augen und Geräten um sie herum. „Sie hat zum Glück nicht so viel Blut verloren, dass wir ihr durch eine Infusion ein anderes übertragen hätten müssen. Jedoch musste ihr Blut verdünnt werden“, sprach der Arzt weiter. Aber genau zuhören konnte ich nicht. Ich sah auf Sam, wie sie da lag. So zerbrechlich und hilflos. Mir stiegen Tränen in die Augen. Es tut mir alles so leid, Sam! Ich wollte das nicht...
Marie stand schon neben ihrem Bett, das später in Sams Zimmer gebracht wird. Ihr liefen schon die Trauertränen den Wangen hinunter. Oder eher vielleicht Freudentränen, in diesem Fall. Ich kann da alles nicht mit ansehen!!
Schon lief ich, nein, ich rannte aus diesem Raum. Ich wollte sie niemals so sehen! Nicht wegen mir! Es war mir egal, ob mir die Leute hinterher sahen, als wäre ich ein Bekloppter! „Schatz, bleib hier!“
Woher kam die Stimme? „Bleibe bitte bei mir... Ich weiß sonst nicht, was ich...“ Jetzt versagte die bekannte Stimme von Sam. Bin ich jetzt total bescheuert? Wieso höre ich sie dauernd? Ich drehte mich dort hin, wo ich herkam. Ja, ich glaube ich sollte bei ihr bleiben. Ich muss ihr helfen. Aber was ist, wenn sie mir Vorwürfe macht? „Komm her und gib mir deine Hand, Schatz!“ Ok, ok, ich geh wieder zurück. Ich kann sie doch nicht einfach im Stick lassen. Sie war immer da, wenn ich jemanden zum Zuhören brauchte, sie hat mir jedes Mal verziehen, wenn ich Scheiße gebaut hatte.
Nun stand ich wieder neben ihr. Ihr Gesicht war entspannt. Sams Mutter war kurz rausgegangen um frische Luft zu schnappen. Langsam strich ich über die Wange meiner schlafenden Freundin, die eine leichenblasse Farbe hatte. Aber neben ihr, auf dem Monitor, zeigte der Puls regelmäßige Schläge an. Die andere Hand, verschränkte ich mit ihren Fingern. Sie waren nicht kalt, nein. Sondern warm. Angenehm warm. „Ich liebe dich Sam, es tut mir so leid“, murmelte ich und gab ihr einen Kuss auf ihren rauen Lippen.

Sams Sicht:

Langsam wachte ich auf. Au! Mein Bauch tat immer noch weh. Langsam machte ich die Augen auf. Ich nahm nur Umrisse wahr, dann gewöhnte sich meine Netzhaut an meine Umgebung. Ich lag nun in einem Krankenzimmer, das erkannte ich an der Einrichtung. Mein Blick wanderte durchs Zimmer. Dann bemerkte ich erst die braunen zerzausten Haare, die am Bettrand lagen. Leicht spielte ich mit ihnen, nachdem ich meine Arme bewegen konnte. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Wie süß er da lag mit geschlossenen Lider und ruhigem Atem. Aber meine Kraft ließ wieder nach. Es war doch noch zu anstrengend für mich. „Schatz? Hey, aufwachen...“, wisperte ich. Da mein Hals kratzte, fing ich daraufhin an zu husten. Au! Au! Immer wieder stach es in meinen Bauch. Wahrscheinlich durfte ich nicht einmal lachen, wetten? Ich spürte eine kalte Hand auf meiner Stirn, dessen Handfläche runter zu meiner Wange glitt, nachdem ich den Hustanfall nicht stoppen konnte. „Pscht“, zischte Basti, „Alles wird wieder gut!“
Nach wenigen Sekunden hatte ich kein Kratzen mehr im Hals, wodurch ich ihn dann endlich ansehen konnte. Er sah gar nicht gut aus. Seine immerzu roten Backen waren nun blass und seine Augen gerötet. „Es tut mir so leid...“, begann er. „Dir muss nichts leid tun, Basti. Du hast keine Schuld an irgendetwas.“ Das Sprechen gelang mir nur halb so gut. Tief einatmen ging auch nicht, der Bauch würde sich zu sehr ausdehnen. „Doch, hätte ich die Tür nicht aufgestoßen, dann... dann würdest du jetzt nicht hier liegen, keine Schmerzen haben und-“ Ich hielt ihm einfach den Mund zu. Ich wollte nicht, dass er Schuldgefühle hatte. „Legst du dich bitte zu mir?“, fragte ich dann nach einer Weile, nachdem ich sicher sein konnte, dass er nicht weiter sprechen würde. Stumm nickte er und kroch zu mir ins Bett. Drehen konnte ich mich allerdings auch nicht, also drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. „Basti?“ - „Mhm?“ - „Danke!“ - „Für was?“ - „Danke dass du da bist und mich nicht alleine gelassen hast...“ Und schon schlief ich wieder ein. Diesmal an der Seite meines Freundes. Doch davor konnte ich noch ihn weinen hören: „Ich liebe dich.“

5 Kommentare:

  1. Heute keine Überschrift? :O Aber trotzdem ist dieser Teil wieder sehr schön! Ich hab gerade echt keine Worte...einfach nur sehr schön! :) Schreib weiter du Bimbo! ;P <3

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  2. Zum Glück lebt sie noch ;)
    Wie süß er sich um sie kümmert und das er ihre Stimme schon in Gedanken hört *.*
    Sehr schön geschrieben <3
    Weiter soo ich will mehr :*

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  3. oh gott ich glaube jedes mädchen würden sich so einen wundervollen freund wünschen :) die zwei sind einfach so süß zusammen <3
    ich will mehr mehr mehr <3

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  4. Einfach geil wie immer <33
    Mach weiter so (:
    Ich liebe liebe liebe es wie du schreibst *----*

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  5. Richtig richtig schöön :)) . !

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