Samstag, 5. Mai 2012

106 - Zeitsprung: eineinhalb Jahre


Bevor ich mich mit dem Rücken gegen die Scheibe lehnen konnte und die Tränen wie ein Wasserfall aus mir heraussprudelten, wurde mir eins bewusst: Ich habe sie verloren... Für immer...


Sams Sicht: (eineinhalb Jahre später)

„Ich freue mich, dich endlich wieder zu sehen!“, rief Jojo glücklich in den Hörer.
„Ich mich auch! Wir treffen uns dann am Abend in meinem Hotel. Ich muss jetzt aufhören, es gibt jetzt Essen.“ - „Ok, Tschüss Sam! Bis Übermorgen!“ - „Bye.“
„Sam, komm her! Mandy braucht dringend eine neue Windel!“, rief meine Mutter aufgebracht.
Ihr fragt euch bestimmt, wer Mandy ist? Das ist die Tochter von mir und Basti. Ich habe ihn seitdem ich nach Frankreich geflogen bin, nicht mehr gesehen oder gehört. Er wusste immer noch nicht, dass ich schwanger von ihm war und er vor vier Monaten Papa geworden ist. Der Kontakt war komplett weg. Nicht einmal Jojo wusste von dem Baby. Und sie hat bis jetzt niemanden erzählt, wo ich war. Das, was Basti getan hatte, nahm mich heute noch ziemlich mit. Aber aufhören, an ihn zu denken, oder zu lieben, schaffte ich die ganzen Monate über nicht.
Meine Mutter trat hinter mich, als ich fertig war, Mandy zu wickeln. „Sieht sie nicht wunderschön aus? Genauso wie du!“
Ein kleines Lächeln huschte mir über meine Lippen, das dann aber wieder verschwand. „Und sie hat genauso schöne Augen, wie er...“
Es stimmte, sie sah so aus, wie ich. Ok, soviel man bis jetzt erkennen konnte wenigstens. Aber immer, wenn Mandy mich mit ihren kleinen Augen ansah, erinnerte sie mich an ihn...
Die Hand meiner Mam streichelte meinen Rücken. „Melde dich bei ihm...“
Für einen Moment war ich auch kurz davor, zum Telefon zu rennen und seine Nummer zu wählen – falls er noch die selbe hat – aber dann wurde ich von der Türklingel aus meinen Gedanken gerissen.
Eine männliche Gestalt betrat das Wohnzimmer: „Hier bin ich! Und? Wie geht’s meiner Süßen und meinem Patenkind?“
Simons gute Laune steckte mich automatisch an. Er kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann streichelte er Mandy sanft über ihren Kopf.
Falls ihr denkt, Simon sei mein Freund, dann liegt ihr falsch! Er ist ein sehr guter Kumpel von mir, der auf das selbe Geschlecht steht, das er ist. Also kurz gesagt: schwul. Er war der einzige Junge, dem ich von Anfang an vertrauen konnte.
„Uns geht es soweit gut. Ich hab mal eine Frage an dich: Übermorgen kommt doch meine Freundin aus Deutschland. Könntest du sie dann sozusagen in den Empfang nehmen? Ich weiß nicht, wann ich von der Arbeit zurück komme. Du weißt ja, wie das Hotel manchmal ist...“
„Klar mach ich gerne. Darf ich dann Mandy auch mitnehmen?“, fügte er mit strahlenden Augen hinzu. Ich zuckte lächelnd die Schultern. „Von mir aus gerne. Aber Caro, die Tochter meiner Tante, möchte Jojo auch unbedingt schon am ersten Tag sehen.“
„Die kann ruhig mitkommen, damit habe ich kein Problem!“, zwinkerte Simon.
„Du bist der Beste, weißt du das?“ Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fester an mich.
„Ja, das weiß ich. Komm, wir gehen noch spazieren. Mandy braucht noch frische Luft!“


Bastis Sicht:

Ich war gerade auf dem Weg zu Jojo. Ihre Zimmertür stand einen kleinen Spalt offen.
„Ich freue mich, dich endlich wieder zu sehen!“, vernahm ich aus dem Raum.
Ich spähte um die Ecke und beobachtete sie, wie sie ihr Handy ans Ohr hielt.
Was sie dann sagte, verschlug mir die Sprache. Mein Herz fing schneller an zu schlagen und Hoffnung breitete sich in jeder Zelle meines Körpers aus.
„Ok, Tschüss Sam! Bis Übermorgen!“
Ich musste mich erst einmal beruhigen, also lehnte ich mich an den Türrahmen. Mir wurde gerade schwindelig. Sam... Immer, wenn ich den Namen hörte, stach es fürchterlich in meinem Inneren.
Mit einem Schlag wurde die Tür aufgerissen. Sie zuckte sofort zusammen: „Erschrecke mich doch nicht so!“ Sie hielt inne. „Basti... Wie lange stehst du schon hier?“ Ihre Stimme klang zittrig.
Ob es ein gezwungenes Lächeln von mir war, konnte nicht einmal ich einschätzen: „Nicht lang.“ Mein Blick war starr nach unten.
„Mhm... Ich hole uns noch was zu Trinken.“ Dann war sie auch schon verschwunden.
Ich hatte diesen Drang, Jojos Zimmer zu durchforsten. War es die Sam, an die ich seit eineinhalb Jahren denken musste? Die mein Herz immer noch mit sich trug? Insgeheim hoffte ich es.
Obwohl ich ihr Zimmer kannte, sah ich mich prüfend um. Auf dem Schreibtisch erblickte ich einen Briefumschlag, den ich vorsichtig in meine Hände nahm. Ich wendete ihn und Blickte auf den Absender. Meine Augen weiteten sich. „Samatha Layer, Rue Kléber 14, 75001 Paris, France“, stand als Absender geschrieben. Mit meinen Fingern versuchte ich, so gut es ging, den Umschlag zu öffnen und das Papier, was darin lag, aufzufalten. Doch dann sank ein weiteres Blatt auf den Boden. Schnell hob ich es auf und sah sie auf diesem Bild lächeln. Neben ihr stand ein Mann, der blonde Haare hatte. Er trug eine blaue Jeans und ein grünes Poloshirt. Der Gedanke daran, dass es ihr neue Freund sei, ließ mich erschaudern. Ich wollte nicht, dass sie einen neuen Partner hatte. Hinter den beiden war der große Eiffelturm zu sehen. Aber eigentlich betrachtete ich nur sie. Ihr Lächeln, ihre Augen, die Haare, die immer nach Kokos rochen. Auf einmal spürte ich sie wieder ganz nah bei mir.
Jemand räusperte sich hinter mir: „Bist du es gewohnt bei anderen Leuten herumzuschnüffeln?“
Als Jojo dann auf meine Hände sah, und nun wusste, was ich in den Händen hielt, ließ sie beinahe das Tablett fallen.
Sie ließ sich auf ihren Schreibtischstuhl fallen.
„Wieso hast du mir es nicht gesagt? Warum hast du es mir verheimlicht, dass du weißt, wo sie ist? Wieso?“, das letzte das leistete.
„Ich habe es ihr versprochen, dir nichts zu erzählen...“
Einige Minuten herrschte Ruhe im Zimmer, dann unterbrach ich die Stille: „Wo triffst du sie?“
„In Paris. Sie arbeitet in einem Hotel, in dem ich übernachten kann.“
„Kann... Ich mitkommen? Du weißt, ich muss sie sehen!“
Jojo lächelte und schob eine Schublade aus ihrem Schreibtisch und wühlte bisschen umher, bis sie das gefunden hatte, was sie suchte.
„Hier, dieses Ticket ist für dich. Ich weiß, dass du sie wieder sehen willst, deswegen habe ich extra ein zweites gekauft. Du wirst erst einen Tag später fliegen.“
Unglaubwürdig starrte ich sie an. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Halte ich wirklich das Flugticket in den Händen, was mich endlich zu ihr führen wird? Endlich... Endlich habe ich es geschafft. „D-Danke Jojo...“
„Ich glaube, du hast genug gelitten. Eineinhalb Jahre ist es her...“

5 Kommentare:

  1. wow, echt schön geschrieben ;D Ich hab tränen in den augen hoffendlich schaffst du es noch ein teile morgne online zu stellen :) Ich würde mich sehr darüber freuen :D

    Wie kommst du nur auf solche gedanken?? Wahnsinn ich liebe dein blog

    LG
    Jeannine

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  2. Ich musste mich Pause lesen, wegen Fernseher & so! & ich war die ganze Zeit so unruhig! Ich wollte wissen wie es weiter geht! Aber diese Jojo ist echt cool! Ich hoffe sie ist die Person, die damit wieder alles gerade gebogen hat! Ich bin gespannt wie es weiter geht! Schnell! :O

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  3. Dein Blog ist einfach hammer. Du schreibst so gut. Bitte schnell weiter schreiben, will wissen wie es weiter geht.

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  4. *__* <3
    jez müssen basti&sam nur noch wieder zsm kommen(: <3
    schnell weiter :))

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  5. Hey ich finde deinen Blog echt toll, ich habe auch einen Blog und wenn er dir gefällt könntest du wenn du möchtest ein Mitglied bei mir werden:)

    PS: hier ist der Link: http://bastifan.blogspot.de/
    Anschauen lohnt sich;)

    LG Janina

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