Donnerstag, 23. Februar 2012

90 - Display 'Basti'

Ich bekam nur ein Nicken raus. Einen letzten Kuss und dann verschwand er hinter der schwarzen Autotür. Die Scheibe fuhr nach unten und Basti winkte noch, bis wir ihn hinter der nächsten Ecke nicht mehr sehen konnten...

Drei Tage sind nun vorbei, als Basti nach Österreich gefahren ist. Aber eine Nachricht oder ein Anruf habe ich noch nicht erhalten. Die ganze Zeit saß ich in meinem Zimmer und klickte ständig durch die Kanäle. Es lagen schon viele leere Chipspackungen auf den Boden. Die Decke war weit nach oben gezogen. Jetzt klopfte es leicht an die Tür und Jojo streckte ihren Kopf durch den Spalt. „Na Süße, wie geht es dir?“
„Ich will, dass er wieder kommt!“ - „Wird er schon noch. Paar Tage noch, dann hast du ihn wieder bei dir.“ Sie nahm mich fest in die Arme. „Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du dich die ganzen Tage mit Chips ernährt hast ...“ Leicht nickte ich. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Schnell zog ich es heraus. Aber wieder keine SMS von Basti. Es war meine Mam, die mir beauftragte, die Wäsche in die Waschmaschine zu tun. Jetzt riss mir Jojo das Handy aus der Hand. „Du kommst jetzt mal mit raus! Das ist ja nicht mehr auszuhalten!“ Schon hat sie mich aus dem Bett gezogen, schmiss mir Klamotten aus meinem Schrank zu. „Geh dich duschen! Und dann gehen wir in der Stadt bummeln!“ Ich nickte wieder nur und tat das, was meine beste Freundin von mir verlangte.

Nach einer Stunde standen wir nun in der Stadtmitte von Köln. Meine Hand lag immer auf meiner Hosentasche. Oft zog ich es heraus um auf das Display zu schauen. „Sam! Jetzt hör auf immer darauf zu schauen. Wenn er Zeit hat, wird er schon anrufen...“ Mein Blick war immer noch auf das Handy gerichtet. „Es sind jetzt aber schon drei Tage! Ich halte das einfach nicht aus!“ In meinen Augen sammelten sich allmählich wieder Tränen, die ich zum Glück zurück halten konnte. Doch dann klingelte auf einmal mein Mobiltelefon. Auf dem Display erschien der Name 'Basti'. Meine Hände fingen an zu zittern. Ich sah zu Jojo, die mir zunickte und mich aus dem Geschäft drängte. „Hallo?“, sagte ich, als wir draußen waren. „Hey Schatz. Sorry, ich bin jetzt erst dazu gekommen. Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit. Wie geht es dir?“ Wie sehr ich seine Stimme vermisse. Jetzt liefen die Tränen an meinen Wangen hinunter. „Wie soll es mir denn gehen, wenn du kilometerweit weg bist?“ Mit meinem Ärmel wischte ich mir die Tropfen aus meinem Gesicht. Kurze Stille am anderem Hörer. Dann seufzte er. „Mir geht es nicht anders. Es ist echt schrecklich hier ohne dich...“ - „Komm bitte so schnell es geht wieder zurück.“ Jojo riss mir jetzt den Hörer aus der Hand. „Basti, ich kann das nicht mit ansehen. Sie sitzt schon seit drei Tagen nur noch in ihrem Zimmer und frisst sich mit Chips zu! Sie geht nicht einmal mehr mit raus! Ich kann froh sein, dass ich sie mit in die Stadt zerren konnte. So und jetzt gebe ich dir deinen Schatz wieder.“ Sie drückte mir das Handy in die Hand und lief wieder ins Geschäft. Langsam legte ich es wieder an mein Ohr. „Sam?“ - „Ja?“ - „Stimmt das?“
Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Aber ich entschied mich für die Wahrheit. „Ja... schon...“
„Hör mir mal zu. Ich werde in 5 Tagen wieder hier sein. Ich möchte nicht, dass du wegen mir deine anderen Freunde vernachlässigst. Diese Tage werde schneller vorbei gehen, als du es dir denken kannst. Und dann bin ich nur für dich da! Ich vermisse dich wi -“ Er hörte auf zu reden. Eine Stimme ertönte auf seiner Seite. Dann hörte ich kurz was rauschen. „Sam? Ich muss jetzt aufhören. Die Arbeit ruft. Ich melde mich bald wieder! Ich vermisse und liebe dich! Ich wünsche dir noch einen schönen Tag mit Jojo, ja?“ Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. „Danke! Ich dich auch... Ich hoffe, die Zeit geht schnell vorbei. Werde ich haben! Ich wünsche dir auch viel Spaß! Tschüss!“ - „Ciau!“
Dann hörte ich nur noch 'tut – tut – tut – tut'

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